Andrés Winternitz, Mitbegründer des Siemens-Orchesters München (SOM), erinnert sich:

„Es ist ungewöhnlich, wie es zur Gründung des neuen Siemens-Orchesters München gekommen ist. Ein temperamentvoller Musiker fiel in einem kleinen Laienorchester als Flöten-Solist und Dirigent auf, vor allem durch sein Engagement, mit dem er ein Klavierkonzert von Mozart einstudierte und schließlich aufführte. Das war der damals knapp 30-jährige Reinhard Klink.
Beeindruckt von der Art, wie er Laienmusiker führen und motivieren konnte, suchte ich im Jahre 1982 Gleichgesinnte, um unter seiner Leitung zu musizieren. Nach einigen Proben im „Untergrund“, einem 25 Quadratmeter großen Hobbyraum, mit bis zu zehn Streichern war klar, dass wir für eine ernsthafte Arbeit einen Probenraum und eine Dachorganisation finden mussten. Es bot sich die Firma Siemens an, die ja bereits früher ein Orchester hatte. Da ein Orchester außer einem Dirigenten auch Musiker braucht, warben wir im April 1983 intensiv unter Arbeitskollegen und außerhalb der Firmenwände.
Am 26. Oktober 1983 war es soweit. 19 Interessierte, davon zwei Bläser, erschienen in einem mühsam erkämpften Raum am Siemens-Standort München-Neuperlach zur ersten Probe. Wir erarbeiteten den ersten Satz einer Streichersymphonie von Gluck.
Unser erstes Konzert fand am 24. Mai 1984 im Waldkasino des Siemens-Standortes München-Hofmannstraße vor 150 Zuhörern statt. Unter den Anwesenden waren auch Dr. Peter von Siemens und der Münchner Komponist Harald Genzmer, dessen Divertimento für zwei Soloflöten und Streicher wir anlässlich seines 70. Geburtstages aufführten. Der Einstand des neuen Siemens-Orchesters war gelungen.
Nach Ende des Konzertes bekamen wir bereits eine Aufforderung, das nächste Mal im Kulturkreis der Stadt Ottobrunn bei München aufzutreten. Das taten wir auch, und zwar – gegen alle Bedenken der Veranstalter – an einem Sonntagvormittag. Anstatt der maximal erwarteten 100 Zuhörer kamen mehr als 250, darunter viele Kinder.
Anlässlich des dritten Konzertes wagten wir den Sprung nach München, wo das Orchester im Künstlerhaus am Lenbachplatz auftreten durfte. Hier spielten wir nur zweimal, da die Kapazität für unser Publikum nicht mehr ausreichte.
Der Einzug in den renommierten Herkulessaal der Münchner Residenz im Jahre 1990 war ein triumphaler Erfolg; der Saal mit mehr als 1.200 Plätzen war ausverkauft. Für die meisten Orchestermitglieder war das der erste Auftritt in einem so großen und bedeutenden Saal. Das jährliche Konzert im Herkulessaal ist bis heute Tradition.
Bereits 1985 machten wir unsere erste Konzertreise: Wir waren bei einer kulturellen Veranstaltung verschiedener Siemens-Gruppen in Erlangen dabei. 1987 reisten wir nach Salzburg; im Rahmen einer Benefiz-Veranstaltung zugunsten eines Andendorfes in Peru gastierten wir in der Aula der Universität. Weitere Reisen führten uns nach Berlin, Regensburg und Innsbruck. Von Anfang an hat sich unser Repertoire hauptsächlich im Rahmen der klassischen und romantischen Musik bewegt. Zu jedem Konzert gehörte auch ein Solistenwerk. Seit einigen Jahren kommen unsere Solisten aus der Riege deutscher und internationaler Preisträger.“